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Vorbestellungen: Wie Pre Order den E-Commerce revolutioniert

Pre Order, Make to Order oder doch lieber Made to Stock?

Das Online-Shopping erfreut sich immer größerer Beliebtheit, vorwiegend in den letzten paar Jahren. Das Prinzip ist einfach, morgens wird ein ansprechendes Produktbild mit einer kurzen und ausschlaggebenden Produktbeschreibung veröffentlicht und abends können bereits hunderte Bestellungen aus der ganzen Welt eingegangen sein. Doch, wie genau funktioniert der Grundsatz von Vorbestellungen und die damit verbundene Auftragsfertigung? Und können diese Prinzipien den E-Commerce langfristig zu mehr Nachhaltigkeit verschaffen? 

Vorbestellung, was ist das?

Eine Vorbestellung ist eine Bestellung eines Produktes, einer Ware, die noch nicht freigegeben wurde oder derzeit nicht auf Lager ist. Artikel aus Vorbestellungen werden im Shop-System gespeichert und können an den Kunden versendet werden, sobald diese verfügbar sind. Dieses Prinzip ist keine neue Erfindung, im Handel werden Vorbestellungen in Verbindung mit der Auftragsfertigung oft für größere Auftrage wie Küchen, spezielle Möbel oder Handfertigungen angeboten. Aber auch in der Gastronomie bieten die meisten Gastronomen Essen to go an und das fällt ebenso in die Kategorie der Vorbestellung.

Doch nicht jede Vorbestellung ist gleich, je nach Situation lässt sich in verschiedene Arten des Pre Orders unterscheiden. Ein Start-up, das für den ersten Produktionslauf Kapital benötigt, hat andere Anforderungen als eine etablierte Marke, die gerne die Nachfrage der nächsten Produktreihe testen möchte. Zudem gibt es noch verschiedenen Zahlungsmethoden bei Vorbestellungen, auf diese wir später genauer eingehen werden.

Vorbestellungen: Wie Pre Order den E-Commerce revolutioniert
Vorbestellungen bei Büchern

Pre Order im E-Commerce

Der übliche Verkauf von Waren über den Onlineshop kann ein erhebliches Risiko für das eingesetzte Kapital des Unternehmens sein. In die Produktentwicklung und das Inventar gehen oftmals mehrere tausende von Euros, die sich möglicherweise verkaufen oder auch nicht verkaufen. Das Problem daran, im Vorhinein ist es oftmals nicht möglich dezidiert zu sagen, wie die Produkte beim Konsumenten ankommen. Das Erfassen von Vorbestellungen im Voraus kann einen besseren Richtwert ermöglichen und das Verschwenden von Ressourcen vorbeugen. 

Auftragsfertigung – das Ende der Überproduktion

Gerade jetzt, in Zeiten, in denen eine nachhaltigere Produktion von Waren zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird auch das Konzept der Auftragsfertigung nach und nach beliebter. Die Auftragsfertigung, Make to Order oder auch Build to Order genannt, ist ein Herstellungsprozess, der beginnt, sobald eine Bestellung von einem Kunden eingeht. Dieser Prozess steht gerne in Verbindung mit einer Vorbestellung. Für den Hersteller hat dies den großen Vorteil, dass er keine kapitalbindende Lagerhaltung von Artikeln benötigt. Außerdem kann er schneller auf Marktveränderungen reagieren und kann auf die Bedürfnisse seiner Kunden besser eingehen.

Ein Nachteil, der durch die MTO-Fertigung entsteht, ist, dass der Hersteller kaum positive Skaleneffekte erzielen kann (z.B. Mengenrabatt). Und der Kunde muss mit längeren Lieferzeiten rechnen, da die Produkte nicht auf Lager sind, sowie teurere Preise. Trotzdem ist es dem Hersteller, durch das vorbestellen und dem Prozess der Auftragsfertigung, möglich einer Überproduktion entgegenzuwirken und sparsamer mit seinen Rohstoffen umzugehen.

Make to Order/ Build to Order vs Make to Stock

Make to Order/ Build to OrderMake to Stock
Auftragsbezogene Fertigung aufgrund von KundenbestellungenSerienfertigung von Standardprodukten
Die Auftragsumsetzung erfolgt, nachdem eine Bestellung eingegangen ist.Die Auftragsplanung erfolgt in der Regel aufgrund von Absatzprognosen
Beispiel: Kauf einer KücheBeispiel: Schrauben
MTO/BTO vs. MTS

Zahlungsmethoden bei Pre Order

Wie bei normalen Zahlungen im E-Commerce gibt es auch bei den Vorbestellungen verschiedene Methoden, wie die Zahlung abgewickelt werden kann. Dabei hat jede dieser Vorbestellungsmethoden ihren eigenen idealen Anwendungsfall.

„Jetzt bezahlen“  

Dies ist die mit Abstand häufigste Art der Vorbestellung. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Standardkauf, der wie bei einem regulären Kauf im Checkout des Onlineshops abgewickelt wird, nur mit einer längeren Versandzeit. Zusätzlich ist anstatt der Schaltfläche „Jetzt kaufen“ die Formulierung „Vorbestellen“ zu sehen.

Vorteile

+ Produkte und Waren werden im Voraus bezahlt, was sich positiv auf den Cashflow auswirkt.

+ Systeme können so eingestellt werden, dass ausverkaufte Produkte automatisch als Vorbestellung entgegengenommen werden.

+ Das Interesse an einem Produkt wird erfasst, welches gerade nicht mehr auf Lager ist, aber zu einem gewissen Zeitpunkt wieder verfügbar ist.

+ Meistens besteht die Möglichkeit zusätzliche Informationen anzuzeigen, beispielsweise das Versanddatum.

Nachteile

– Reguläre Bestellungen werden mit Vorbestellungen im Warenkorb des Kunden vermischt. Das kann die Versandkosten verkomplizieren und zu Kommunikationsproblemen führen.

– Nicht unbedingt geeignet, wenn es sich um lange Vorlaufzeiten handelt. Der Kunde hat bereits gezahlt und möchte seine Ware schnellstmöglich erhalten. Bei Verzögerungen mit Lieferanten oder den Versanddienstleistern kann sich das negativ auf den Onlineshop auswirken und den Kundenservice intensivieren.

„Später bezahlen“ 

– Reguläre Bestellungen werden mit Vorbestellungen im Warenkorb des Kunden vermischt. Das kann die Versandkosten verkomplizieren und zu Kommunikationsproblemen führen.

– Nicht unbedingt geeignet, wenn es sich um lange Vorlaufzeiten handelt. Der Kunde hat bereits gezahlt und möchte seine Ware schnellstmöglich erhalten. Bei Verzögerungen mit Lieferanten oder den Versanddienstleistern kann sich das negativ auf den Onlineshop auswirken und den Kundenservice intensivieren.

„Später bezahlen“ 

– Reguläre Bestellungen werden mit Vorbestellungen im Warenkorb des Kunden vermischt. Das kann die Versandkosten verkomplizieren und zu Kommunikationsproblemen führen.

– Nicht unbedingt geeignet, wenn es sich um lange Vorlaufzeiten handelt. Der Kunde hat bereits gezahlt und möchte seine Ware schnellstmöglich erhalten. Bei Verzögerungen mit Lieferanten oder den Versanddienstleistern kann sich das negativ auf den Onlineshop auswirken und den Kundenservice intensivieren.

„Später bezahlen“

Bei dieser Methode legt der Kunde das Produkt in den Warenkorb, checkt aus, hat aber noch nicht bezahlt. Kunde und Verkäufer einigen sich darüber die Zahlung zu einem späteren Zeitpunkt abzuwickeln und bis zu diesem Zeitpunkt können beide Parteien von diesem Geschäft zurücktreten. Im Onlineshop werden diese Bestellungen jedoch in einem separaten System gespeichert, bis sie zur Abholung bereit sind.

Vorteile

+ Es kann die Nachfrage für kommende Produkte analysiert werden, da der Kunde erst mit der Zahlung belastet wird, sobald diese zur Verfügung stehen.

+ Es ist möglich neue Produkte/ Varianten zu testen, indem eine Vorbestellung angelegt wird, diese Waren aber nur dann in Rechnung gestellt und ausgeliefert werden, wenn es genügend Bestellungen gibt.

+ Der Kunde kann je nach Belieben zur Zahlung aufgefordert werden, unabhängig davon, ob dies vor oder nach der Bestellung beim Lieferanten erfolgt.

+ Alle Pre Order-Bestellungen werden in einem separaten System erfasst und sind somit getrennt von den regulären Bestellungen

+ Mit E-Mails, wie Newsletter, kann der Kunde regelmäßig über den Stand seiner Bestellung informiert werden und so auch der Zahlungslink übermittelt werden.

+ Vorbestellungen mit einem späteren Zahlungszeitpunkt belasten das mentale Konto des Kunden nicht, so werden sie verleitet mehr zu kaufen, ohne direkt mehr Geld auszugeben.

Nachteile

– Die Zahlung erfolgt nicht sofort.

– Oftmals werden nicht alle Vorbestellungen vom System konvertiert, sobald die Zahlung erfolgt ist.

– Nicht vorrätige Produkte, werden nicht automatisch als Vorbestellung aufgeführt.

Crowdfunding

Crowdfunding basiert auf der Idee, eine undefinierte Anzahl an Personen zu überzeugen, in ein neues Produkt oder Projekt zu investieren. Die Kehrseite dazu sind traditionelle Bank-, Angel- oder Risikokapital-Investitionen. Damit diese Projekte umgesetzt werden können, gibt es einige Crowdfunding-Sites im Internet, wie beispielsweise Kickstarter oder IndieGogo, welche es neuen Unternehmen oder Marken ermöglichen Vorproduktionsprodukte mit einem groben Zeitplan für die Lieferung, welche in der Regel mehrere Monate sind, aufzulisten.

Vorbestellungen: Wie Pre Order den E-Commerce revolutioniert
Crowdfunding auf Kickstarter

Vorteile

+ Mit Crowdfunding kann eine neue Unternehms- oder Produktidee validiert werden, da ein Mindestumsatzziel festgelegt und erreicht werden muss, bevor die Aufträge ausgeführt werden.

+ Du erhältst im Voraus Geld, mit dem die Produktion finanziert werden kann.

+ Investoren sind oft Early Adopters und sind gegenüber kleinen Produktproblemen und Verzögerungen meist toleranter.

+ Crowdfunding-Plattformen unterstützen gerne Produktideen bei ihrem Publikum, durch Newsletter etc., insbesondere wenn das Produkt besonders innovativ oder zeitgemäß ist.

Nachteile

– Nicht sonderlich gut für inkrementelle Produktversionen, besser geeignet für neue Ideen und Unternehmen.

– Über eine Plattform eines Drittanbieters kann das Ausführen und Einrichten eine Kampagenseite mit sehr viel Arbeit verbunden sein. Es müssen Produkttexte verfasst werden, Bilder und Videos eingebaut werden, die das Produkt bestmöglich dem Publikum präsentieren.

– Crowdfunding-Plattformen erheben normalerweise eine rund 5-prozentige Provision und zusätzlich zu den Transaktionsgebühren.

– Die meisten erfolgreichen Crowdfunding-Projekte, haben nur ihre Ziele erreicht, da sie den Traffic auf die Website eines Drittanbieters, wie Kickstarter, gelenkt haben.

– Die „Early Adopters“, welche in die Idee investieren, sind möglicherweise nicht die eigentliche Zielgruppe.

❗️Haftungsausschluss

Einige Länder verbieten oder beschränken den Kauf eines Produktes ohne Lagerbestand für dieses Produkt. Falls dies bei Produkten deines Onlineshops der Fall sein sollte, ist der „später bezahlen“- Kauf möglicherweise die einzige Option. Trotzdem sollten nochmals eigene Nachforschungen betrieben werden, falls du überlegst Vorbestellungen in deinem Onlineshop anzubieten.

Vorbestellen in Shopsystemen

Ob es sich um Bücher, Kleidung, Spielwaren oder sonstige Produkte handelt, die ein Onlineshop verkauft, es lässt sich fast alles vorbestellen. Nur damit diese Vorbestellungen realisiert werden können, wird ein Shopsystem benötigt, welches die diese speziellen Eigenschaften aufführt. Hier eine kleine Übersicht:

Magento

Die Onlineshop-Software Magento bietet ihren Onlineshop-Händlern mehr Flexibilität mit komplexen Vorgängen wie Vorbestellungen. So können Bestellungen bereits vor der Veröffentlichung eines Produktes angenommen werden. Im Moment vergriffene Artikel werden mit dem voraussichtlichen Lieferdatum versehen.

WooCommerce

Das Shopsystem-Plugin WooCommerce von WordPress bietet keine Vorbestellungen an. Aushelfen kann man da mit einem Plugin. Das „WooCommerce Pre Order Sales, Bulk Discount & Time Counter“-Plugin bietet ihren Verwendern eine breite Auswahl an Angeboten in Verbindung mit Vorbestellungen, Mengenrabatten und Zeitzähler. Das Plugin ist vollständig anpassbar und unterstützt sowohl Vorbestellungen, die im Voraus als auch bei Veröffentlichung berechnet werden.

Vorbestellungen: Wie Pre Order den E-Commerce revolutioniert
WooCommerce Vorbestellungen

Shopware

Das modulare Online-Shopsystem bietet ebenfalls in seinem eigenem Shopware Store Plugins an, die auf Vorbestellungen ausgerichtet sind. Somit kann der Onlinehändler ganz nach seinen Wünschen das passende Plugin auswählen und kaufen. 

Shopify

Die Basis-Version von Shopify bietet ebenso keine Option für Vorbestellungen an, jedoch kann auch hier mit einem Plugin nachgeholfen werden. Im Shopify App Store gibt es verschiedenen kostenlose oder kostenpflichtige Add-ons, mit denen es möglich ist Produkte von Vorbestellungen entweder im Auftragsverwaltungssystem vom Shopify oder im Dashboard der App zu überwachen.

Tipps für einen erfolgreichen Ablauf einer Vorbestellung

Produkte zur Vorbestellung in den eigenen Webshop einzupflegen ist einfach, sie aber dann richtig zu bewerben und die Nutzer zu animieren, das Produkt, obwohl es nicht vorrätig ist zu bestellen, ist schwer. Mit diesen Tipps sollt es gelingen, mehr Traffic auf die Produktdetailseite zu bringen und Bestellungen zu verzeichnen.

Das Produkt

➤ guter Produkttitel

➤ ansprechende Produktbilder

➤ aufschlussreiche Produktbeschreibung

➤ Inforelationen zur Lieferzeit

➤ mehr zum Thema Aufbau einer PDP hier

Social Media Präsenz

➤ Kunden auffordern das Produkt zu teilen

➤ das Produkt in Facebook-Gruppen oder Foren vorstellen

➤ die eigenen Social-Media-Kanäle (z.B. Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter, Snapchat oder TikTok) mit Bild-, Video- und Textmaterial ausstatten

➤ mit Influencern zusammenarbeiten

➤ Backlinks durch Crowdfunding-Seiten erhalten

Fazit: mit Vorbestellungen die nächste Produktinnovation prüfen

Pre Order im E-Commerce sind ein gutes Tool, um Produkte zu validieren, einen Hype aufzubauen sowie den Cashflow zu aktivieren und verbessern. Egal, ob es sich um ein Start-up mit Crowdfunding, eine Vorbestellung für die Veröffentlichung neuer Produkte mit der Funktion des „später bezahlen“ oder „jetzt bezahlen“ oder nur um den Button „nicht vorrätig“ zu ersetzen, handelt. Aufgrund dieser vielen Einsatzmöglichkeiten von Vorbestellungen wird es in jeder Phase des Unternehmenszyklus eine großartige Ergänzung sein.

Quellen:

shopify.com, voguebusiness.com, magento.com, pictibe.de, blog.myfactoryschweiz.ch

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