Der E-Commerce wurde im Corona-Jahr so stark wie nie zuvor beansprucht und stellte einige HĂ€ndler vor groĂe logistische Herausforderungen. Aufgrund einer zu starken Konzentration auf Produktentwicklung sowie Marketing im E-Commerce vernachlĂ€ssigten in der Vergangenheit ĂŒber die HĂ€lfte der HĂ€ndler das Fulfillment in der Vergangenheit, obwohl Lagerhaltung, Warenwirtschaft und Logistik maĂgeblich erfolgskritisch sind.
In diesem Blogartikel geben wir dir daher fĂŒnf wertvolle Tipps fĂŒr ein effizientes und nachhaltiges E-Commerce Fulfillment.
Inhalt
â Warenwirtschaft im E-Commerce
â E-Commerce Logistik nachhaltig aufbauen
â Effizientes E-Commerce Fulfillment
â Fazit: Hohe AbhĂ€ngigkeit von virtuellen MarktplĂ€tzen
Warenwirtschaft im E-Commerce
Auch im E-Commerce widmet sich die Warenwirtschaft den innerbetrieblichen Waren- sowie Datenströmen. Grundlegend fĂŒr einen guten Warenfluss (Warenein- und -ausgang) ist ein durchdachtes Warenwirtschaftssystem sowie eine einwandfreie Planung, Kalkulation und Steuerung. HierfĂŒr ist eine lĂŒckenlose Kenntnis zum Warenbestand, LagerkapazitĂ€t und Buchhaltung notwendig.
Die Bedeutung der Warenwirtschaft im E-Commerce hat aufgrund des Onlinebooms wĂ€hrend der Pandemie erheblich zugenommen, da sich nahezu der gesamte Einzelhandel auf OnlinekanĂ€le verlegt hat. Einige – insbesondere kleine – HĂ€ndler waren fĂŒr einen derartigen Kundenansturm nicht gewappnet und hatten weder ihre Warenlager noch ihr Warenmanagement vorbereitet.
Dies ist insoweit bedenklich, als das auf einer soliden Warenwirtschaft auch der Umsatz basiert. Wird ein Kunde im Onlineshop fĂŒndig, kann jedoch nicht bestellen, da die entsprechende Ware nicht vorrĂ€tig ist, wandert er zur Konkurrenz ab. Ein noch schlimmeres Szenario wĂ€re es, wenn mehrere Kunden einen Artikel bestellen, bezahlen und eine BestellbestĂ€tigung erhalten, obwohl nicht genĂŒgend Ware auf Lager ist. Eine Vorbereitung des Shopsystems ist demnach ebenso wichtig, um ImageschĂ€den und Kundenbeschwerden zu vermeiden.
E-Commerce Logistik nachhaltig aufbauen
WĂ€hrend sich die Warenwirtschaft auf innerbetriebliche Waren- sowie Datenströme fokussiert, geht es bei der Logistik um die AuĂenbeziehungen des Unternehmens bzw. des Onlineshops. Beispielsweise zĂ€hlen hierzu die Materialbeschaffung oder der Versand zum Endkonsumenten.
Sollte im E-Commerce bei der Logistik auf einen externen Anbieter fĂŒr die (Zwischen-) Lagerung von Waren gesetzt werden, ist hier besondere SensibilitĂ€t gefragt. Ein Versandpartner sollte stets zuverlĂ€ssig, zeitkritisch und flexibel mit dem OnlinehĂ€ndler zusammenarbeiten. Kommunikation steht hier an oberster Stelle.
Bei negativen Kundenerfahrungen – die Lieferung betreffend – fallen stets negativ auf den Shopbetreiber und kaum auf den Versanddienstleister zurĂŒck. Beispielsweise zĂ€hlen hierzu Lieferverzögerungen, beschĂ€digte Ware auf dem Transportweg oder gar Warenverlust.
Eine Haftungsvereinbarung mit dem Dienstleister kann zumindest finanzielle EinbuĂen ausgleichen. Nichtsdestotrotz können Imageverluste hier unbezahlbar werden. Daher ist es wichtig gut ĂŒberlegt auf den richtigen Paketdienstleister zu setzen und sich verschiedene Angebote einzuholen, um das Versand- sowie Retourenmanagement professionell und reibungslos abwickeln zu können.
Effizientes E-Commerce Fulfillment
Viele OnlinehĂ€ndler sind mit steigender KomplexitĂ€t des eigenen Onlineshops und insbesondere bei der Ausweitung auf auslĂ€ndische MĂ€rkte ĂŒberfordert und scheitern aufgrund logistischer Defizite und fehlender Möglichkeiten. Das jĂŒngste Beispiel ist der boomende E-Commerce wĂ€hrend der Krise. Dieser brachte zahlreiche HĂ€ndler an ihre KapazitĂ€tsgrenzen und kleinere Shopbetreiber sogar an ihre (persönliche) Belastungsgrenze. Der Nachhol- und Handlungsbedarf ist demnach offensichtlich.
Um zukĂŒnftig besser aufgestellt zu sein, haben wir fĂŒnf der wichtigsten Tipps zusammengefasst:
1. Nicht nur auf einen Versanddienstleister setzen
Obwohl der Paketdienstleister DHL nicht nur zu den weltweit fĂŒhrenden, sondern gleichzeitig auch zu den, von Konsumenten (71 %), bevorzugten Dienstleistern gehört, ist es ratsam nicht nur auf diesen einen Versand- und Zustelldienst zu setzen.
Gerade in der Vorweihnachtszeit sind die Paketzusteller maĂlos ĂŒberlastet. Um termin- und fristgerecht liefern zu können, empfiehlt es sich – zumindest zur Weihnachtszeit – auf einen weiteren Lieferdienst zu setzen, auf welchen bei logistischen EngpĂ€ssen zurĂŒckgegriffen werden kann.
2. Schnittstellen schaffen
Die absolut notwendige Basis fĂŒr ein effizientes Fulfillment ist die technische Integration der Warenwirtschaft und Logistik mit dem genutzten Absatzkanal bzw. Shopsystem.
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Dies ermöglicht nicht nur eine schnelle Bestellabwicklung, sondern gewĂ€hrleistet auĂerdem den Datenaustausch in Echtzeit. Dies macht eine einfache und stetige Aktualisierung des Lagerbestands möglich und verhindert eine Stock-out-Situation. AuĂerdem erhalten Kunden volle Transparenz ĂŒber den Status ihrer Bestellungen und können diesen nachverfolgen.
3. Individuelle und praktische Verpackungen
Die Wahl der Verpackung sollte vor allem unter zwei Gesichtspunkten gefÀllt werden:
â Pragmatismus und ZweckmĂ€Ăigkeit
â Branding und Marketing
Eine Verpackung ist in erster Linie ein Mittel zum Zweck. Sie soll die enthaltene Ware transportieren und durch den Ă€uĂeren Schutzmantel vor SchĂ€den bewahren. Zudem sollten Kartons und Versandtaschen logisch klug gewĂ€hlt werden. Das bedeutet, dass ungenutztes Verpackungsmaterial möglichst wenig LagerflĂ€che in Anspruch nehmen sollte, da hier versteckte Kosten schlummern. Kartons als Versandmaterial sollten einfach zu falten sein sowie mit nur wenigen unterschiedlichen GröĂen eine Vielzahl der Waren abdecken. Zu viel „IndividualitĂ€t“ ist erneut mit einem höheren Kosten- und Lagerhaltungsaufwand verbunden.

Neben der ZweckmĂ€Ăigkeit dient eine Verpackung auch als Marketinginstrument. Die Zustellung und das Ăffnen einer Bestellung sind die emotionalsten Momente der Customer Journey. Hierbei lohnt es sich in personalisierte Botschaften mit Mehrwert zu investieren. Beispielsweise können handgeschriebene oder personalisierte Danksagungskarten, Gratis-Geschenke oder raffinierte, wiederverwendbare Verpackungen fĂŒr einen positiven Ăberraschungsmoment sorgen und die Kundenbindung stĂ€rken.
4. Retourenprozess berĂŒcksichtigen
Retouren sind auf KĂ€uferseite ein ebenso gern genutztes Mittel, wie es auf VerkĂ€uferseite verhasst ist. Eine RĂŒckgabe ist fĂŒr den HĂ€ndler stets mit Kosten und zusĂ€tzlichem Arbeitseinsatz verbunden. Eine Umfrage vom Juli 2020 ergab jedoch, dass Kunden, welche einen reibungslosen Retourenprozess erfahren haben, zu ĂŒber 80 Prozent in den jeweiligen Shop zurĂŒckkehren. Die Implementierung eines einfachen RĂŒcksendeverfahrens mit wenigen Klicks wirkt sich demnach auf die Kundenzufriedenheit aus, wovon HĂ€ndler langfristig profitieren können.
Wichtig fĂŒr OnlinehĂ€ndler ist die Verbuchung von Retouren. Diese mĂŒssen, bevor sie wieder ins Lager fĂŒr den Verkauf aufgenommen werden, auf MĂ€ngel oder BeschĂ€digung geprĂŒft werden. Hierbei ist besondere Vorsicht geboten, damit der Warenbestand nicht „verfĂ€lscht“ wird.
5. GrenzĂŒbergreifende Logistik
Wer sein GeschĂ€ft auf dem internationalen Markt behaupten will, muss sich nicht nur mit dem eigenen Absatzmarkt, sondern auch mit einem Markt in FremdwĂ€hrung u.a. auseinandersetzen. Zollbestimmungen, lange Lieferzeiten sowie Regelungen zur Ein- und Ausfuhr von Waren gehören dabei auf die tĂ€gliche Agenda. Einer der gröĂten Kostenfaktoren ist dabei der Versand. Um hierbei Zeit und Kosten einzusparen, spielt allem voran die geografische Lage des Warenlagers eine entscheidende Rolle. Dieses steht optimalerweise in GrenznĂ€he zu dem zu beliefernden Land der Kunden. Damit werden kostenintensive Versandwege reduziert und es können gĂŒnstigere nationale Lieferoptionen in Anspruch genommen werden.
Cross Border E-Commerce wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. HĂ€ndler wie beispielsweise „Wish“ und „Alibaba“ verzeichnen im Jahr 2020 bereits weltweit RekordumsĂ€tze.
Fazit: Hohe AbhÀngigkeit von virtuellen MarktplÀtzen
Eine Vielzahl an OnlinehĂ€ndlern nutzt nicht ihr volles E-Commerce-Potenzial aus und versĂ€umt somit viele Umsatz- und Wachstumschancen. Insbesondere im Hinblick auf das WeihnachtsgeschĂ€ft, sehen sich zahlreiche HĂ€ndler nicht in der Lage, die aufkommenden Versandmengen zu managen. VerschĂ€rfend dazu steht der zweite Corona-Lockdown, welcher durch die SchlieĂung des Einzelhandels, zwei Wochen vor Heiligabend, das WeihnachtsgeschĂ€ft noch massiver auf den Onlinehandel drĂŒckt.
Viele der HĂ€ndler fokussieren ihren Vertriebsweg daher auf virtuelle MarktplĂ€tze. Diese bieten breite Infrastrukturen und groĂe KĂ€ufergruppen. Somit ist es auch kaum verwunderlich, dass der Anteil dieser zentralen MarktplĂ€tze allein wĂ€hrend der Pandemie um 10 Prozent stieg und somit fast 40 Prozent des gesamten Onlinehandels ausmacht.
Um sich in diesen Zeiten nicht von diesen MarktplĂ€tzen abhĂ€ngig zu machen und sich selbst aus der Krise zu manövrieren, bedarf es eines effizienten E-Commerce Fulfillment. Dieses basiert grundlegend auf einem technisch einwandfreiem Fundament, bestehend aus einer fehlerfreien Integration des Absatzkanals (Online-Shopsystem) und der Warenwirtschaft/Logistik. Hinzu kommen eine einwandfreie Planung, Kalkulation und Steuerung sowie zuverlĂ€ssige Versanddienstleister. HĂ€ndler, welche frĂŒhzeitig in diese Dinge investieren, profitieren langfristig von ihnen und sind zukĂŒnftig besser auf Extreme vorbereitet, ohne sich von virtuellen MarktplĂ€tzen abhĂ€ngig zu machen.
Quellen: logistik-heute, internetworld, supplychainquarterly,